Geheimnisse für guten Sex
Gut im Bett
Es gibt Nächte, an die erinnert man
sich ewig. Weil der Sex mit manchen Menschen eben unvergesslich ist. Was ist
deren Geheimnis? Haben sie einfach das gewisse (erotische) Etwas? Wir fragten
nach.
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Was ist „gut im Bett“?
Ein guter
Blowjob? Dass die allermeisten Männer dazu nicht nein sagen,
wissen wir. Auch dass für Frauen der Höhepunkt nicht zwingend mit Vögeln pur
einhergeht, dürfte bekannt sein. Und dass Sex nicht jedes Mal rekordverdächtig
sein muss – geschenkt. Aber: Woran liegt es, dass er es manchmal eben doch ist?
Am Liebhaber? Der Stimmung? Der Location?
Darüber haben wir
mit Kirsten von Sydow gesprochen, Psychologin in Hamburg und Professorin an der
Psychologischen Hochschule Berlin, die über sexuelle Beziehungen forscht. Und
mit Paula Lambert, bekannt durch Bücher wie „Eine Frau mit
Penetrationshintergrund“ und die TV-Show „Im Bett mit Paula“.
COSMOPOLITAN: Frau von Sydow, was heißt heute „gut im Bett“?
Kirsten von
Sydow: Was jemand als sexuell erregend und befriedigend empfindet, ist
subjektiv. Es gibt keine allgemeingültige Antwort. Den Ausdruck „gut im Bett“
mag ich ohnehin nicht.
Wieso nicht?
Kirsten von
Sydow: Er suggeriert ein Leistungsdenken, das im Bett nie gut sein kann. Je
mehr man sich mit seinem Aussehen und seiner Potenz beschäftigt, desto weniger
lustvoll ist der Sex.
Paula Lambert:
Stimmt. Wenn es nur darum geht, möglichst toll zu performen, hat das mit gutem
Sex nichts tun.
Sexuelle Erwartungen
Aber es ist doch nun einmal so, dass Männer und Frauen bestimmte
Erwartungen an ihren Partner haben – auch in sexueller Hinsicht.
Kirsten von
Sydow: Ja, und diese Ansprüche sind heute gigantisch groß. Vor allem durch die
Omnipräsenz von Sex in den Medien, etwa durch Erotik im Netz, wird ein sehr
idealisiertes Bild vermittelt. Junge Menschen entwickeln so oft unrealistische
Vorstellungen von Penisgrößen, der Dauer des Akts und der Häufigkeit von Sex
in Beziehungen.
Paula Lambert:
Ich persönlich finde gewisse Videoplattformen entsetzlich. Ich will so nicht
Sex haben und hoffe, die anderen auch nicht. Im Bett geht es doch ums Fühlen.
Wer den ganzen Tag Erotikfilme guckt, verliert sein Empathievermögen –
zumindest teilweise.
Aber Medienberichte über Sex können doch auch dazu inspirieren,
Neues auszuprobieren. Wie zum Beispiel die aktuelle Berichterstattung über die
Soft-SM-Bücher „Shades of Grey“.
Kirsten von
Sydow: Das mag stimmen. Aber ich denke, die wenigsten dieser Dinge finden
tatsächlich den Weg in viele Schlafzimmer. Aufregende Techniken
auszuprobieren, das ist für die meisten Menschen nicht wirklich wichtig.
Paula Lambert:
Auch meine Erfahrung zeigt, dass der Trend eher weggeht von all dem Drumherum.
Im Grunde sehnen wir uns alle wieder nach mehr Nachhaltigkeit. Nach ruhigem,
solidem, zärtlichem Sex.
Kirsten von Sydow:
Genau. Deshalb erzählen Männer und Frauen auch selten von ausgefallenen
Praktiken, wenn man sie nach ihren aufregendsten sexuellen Erlebnissen fragt.
Das richtige Gefühl
Sondern?
Kirsten von
Sydow: Von einem bestimmten Gefühl, das sie empfunden haben. Von einer
prickelnden Atmosphäre. Von besonders innigen Emotionen zwischen sich und dem
Partner.
Paula Lambert: Oh
ja, wenn man nach dem Sex dieses satte, warme Gefühl imKörper hat und immer noch
mehr will – dann war es richtig gut.
Wie kommen dann Trends wie der rund um „Shades of Grey“ zustande?
Diese Bücher werden ja gerade von Frauen weltweit verschlungen
und diskutiert...
und diskutiert...
Kirsten von
Sydow: Warum eine Zeit lang Analverkehr ein großes Thema ist, dann
Sadomasochismus, in ein paar Monaten vielleicht eine ganz andere Praktik, dafür
gibt es natürlich keine wissenschaftliche Erklärung. Zumal die „Shades of
Grey“-Inhalte nicht wirklich neu sind: Dominanz und Unterwerfung haben in den
sexuellen Fantasien von Männern und Frauen immer eine Rolle gespielt.
Paula Lambert:
Und man darf nicht vergessen, dass „Shades of Grey“ eigentlich nichts anderes
ist als eine erzkonservative Liebesgeschichte. Die SM-Teile sind fast schon
albern, und die Bücher sind so simpel wie
Groschenromane, die bestimmte Sehnsüchte erfüllen. Mit sexuellen Vorlieben hat
das wenig zu tun, eher mit Romantik.
Die Jagd nach dem Orgasmus
Gibt es neben mehr oder weniger kurzlebigen Trends nicht auch
Dauerbrenner, die eine tolle Liebhaberin ausmachen. Etwa möglichst oft und
intensiv Orgasmen zu erleben?
Paula Lambert:
Natürlich ist es für beide Partner schön und wichtig, den anderen zum Höhepunkt
zu bringen. Auch wenn ein Orgasmus nicht das
Allerwichtigste am Sex sein muss, so ist er doch die Cherry on top. Und wer will die nicht schenken?
Allerwichtigste am Sex sein muss, so ist er doch die Cherry on top. Und wer will die nicht schenken?
Kirsten von
Sydow: Als Therapeutin mache ich die Erfahrung, dass es den meisten modernen
Frauen vielmehr darum geht, zu wissen, dass sie überhaupt in der Lage sind,
einen Orgasmus zu erleben. Das muss nicht unbedingt beim Liebesakt sein,
sondern kann auch bei der Selbstbefriedigung passieren.
Die Jagd nach Höhepunkten ist demnach also beendet?
Kirsten von
Sydow: Es gab in der Tat eine Zeit, in der behauptet wurde, jede Frau könne
vaginale Orgasmen erleben. Wer das nicht konnte, fühlte sich unzulänglich. Das
ist Gott sei Dank vorbei.
Und wieder sind wir beim Leistungsdruck im Bett angekommen. Aber
ist der wirklich so viel größer als früher?
Kirsten von
Sydow: In der männlichen Sexualität kennt man dieses
Phänomen bereits länger – den Leistungsdruck und seine Folgen. Auch Frauen
waren schon immer darauf bedacht, für ihren Partner gut auszusehen. Bei ihnen
kommt jetzt hinzu, dass sie auch aktiv mitgestalten sollen, was im Bett
passiert. Viele sind aber nach wie vor zu schüchtern, um zu sagen, was ihnen
beim Sex gefällt.
Paula Lambert:
Trotzdem sind Frauen heute anspruchsvoller. Früher war es Männern oft egal, wie
es ihrer Partnerin im Bett ging. Wichtig war das eigene Vergnügen. Heute wissen
Frauen besser, was sie sich beim Sex wünschen. Sie können gut einschätzen, ob
ein Mann für sie gut im Bett ist – oder nicht.
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